Der Archetyp ist für Jung eine primäre Quelle psychischer Energie und Formgebung. Er bildet den letzten Ursprung psychischer Symbole, die sich mit Energie aufladen, strukturiert wirken und am Ende zur Schaffung von Zivilisation und Kultur führen (vgl. Stein 106).

Die Theorie der Archetypen bildet die Grundlage für das Gesamtkonzept der Psyche. Jungs Theorie der Instinkte hängt mit der Theorie der Archetypen eng zusammen. Archetyp und Instinkt sind nach Jungs Auffassung zutiefst miteinander verwandt. Geist und Körper stehen für Jung in einem so engen wechselseitigen Verhältnis, das sie nahe zu untrennbar sind.(vgl. Stein. 106)

Die tiefste Schicht der menschlichen Psyche bezeichnet er als kollektives Unbewusstes und stellt sich ihre Inhalte als eine Kombination aus universalen Mustern und Kräften vor, den sogenannten Archetypen und Instinkten.
Seiner Auffassung nach haftet dem Mensch auf dieser Ebene nichts individuelles oder Einzigartiges an. Jeder besitzt die gleichen Archetypen und Instinkte.(vgl. Stein.109)

Will man das Einzigartige einer Person erfassen, so muss man den Blick auf eine andere Seite der Persönlichkeit richten. Jung behauptet, das wahre Individualität, das Produkt des persönlichen Ringens um Bewusstsein ist. Diesen Prozess fasst er in den Begriff „ Individuationsprozess“ (vgl. Stein 109).

Individuation erwächst aus der bewussten Auseinandersetzung einer Person mit dem Paradoxon der Psyche über eine längere Zeitspanne hinweg.
Instinkte und Archetypen dagegen sind Gaben der Natur an jeden von uns. Sie werden allen gleichermaßen zuteil, und alle haben sie miteinander gemein, ob reich oder arm, schwarz oder weiß, alt oder modern (vgl. Stein.109).

Jungs Beschäftigung mit Mythen, Märchen und Vorstellungsbildern aus unterschiedlichen Kulturen und Zeiten, die nicht voneinander beeinflusst worden waren, brachte ihn zu der Erkenntnis:“ Tatsache ist, dass gewisse Ideen fast überall und zu allen Zeiten vorkommen und sich sogar selber bilden können, gänzlich unabhängig von Migration und Tradition. Diese werden nicht vom Individuum gemacht, sondern sie passieren ihm. Sie drängen sich dem individuellen Bewusstsein geradezu auf.

Archetypen an sich sind unanschauliche Faktoren in der unbewussten Psyche, die Vorstellungen, Ideen und Emotionen anzuordnen vermögen.

Ihr Vorhandensein wird nur anhand ihrer Wirkung deutlich, d.h. Im Auftreten von archetypischen Bildern oder Symbolen.
Diese archetypischen Bilder / Symbole sind jeweils das Produkt der Wechselwirkung des wirksamen Archetyps.

Es ist wichtig eine sorgfältige Unterscheidung zwischen dem Archetyp als solchen und dem Bild oder Symbol zu machen, wobei letzteres das Ergebnis des anordnen Effekts des Archetyps ist.

Archetypen bezeichnete Jung als Energiekomplexe, die auch in Träumen und Wahnvorstellungen ihre Wirkung entfalten.

Jung erklärt eine Psychose, die unter anderem dann entstehen kann, wenn eine Neurose nicht behandelt wird, als Überhandnehmens des Unbewussten, das sich des Bewusstseins bemächtigt.
Die wirksamen Archetypen zielen jedoch in der Regel darauf ab, die Gesamtpersönlichkeit wieder ins Lot zu bringen.

Das zeigt sich indem archetypische, von einem starken Gefühlston begleitete Symbole als Leitbilder ins Bewusstsein aufsteigen. Diese Bilder und die Auseinandersetzung des bewussten Menschen mit ihnen haben die Aufgabe, der Persönlichkeit eine fundamentale Balance zurückzugeben, Sinn und Ordnung zu fördern. 

(Auszug aus einer Facharbeit von C.L., einer Studierenden)

Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_Jung#Archetypen

Stein, Murray. C. G. Jung ́s Landkarte der Seele

 

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