Wie verändert sich nun aber die Persönlichkeit im Laufe der Zeit?

Gibt es grundlegende Faktoren, die immer gleich bleiben?

Generell lässt sich sagen, dass es zwei Arten von Persönlichkeitsentwicklung gibt: Persönlichkeitsveränderung findet statt, wenn sich einzelne Eigenschaften ändern, Persönlichkeitsstabilisierung hingegen findet statt, wenn instabile Tendenzen des Verhaltens oder Erlebens sich stabilisieren (vgl. Neyer/Asendorpf 2018, S. 755). Darüber hinaus gestaltet sich die Literatursuche zum Thema Persönlichkeitsentwicklung nicht gerade einfach, zum Einen, weil die Definitionen von Persönlichkeit nicht nur innerhalb der Psychologie uneins sind, sondern darüber hinaus auch noch andere Disziplinen, wie etwa die Soziologie oder die Anthropologie sich mit dem Begriff auseinandersetzen. Darüber hinaus stelle ich fest, dass der Begriff fast schon inflationär verwendet wird in der Ratgeberliteratur. Persönlichkeitsentwicklung scheint ein Thema am Puls der Zeit zu sein, wobei es dabei vor allem um Fragen der Selbstoptimierung geht. Wie kann ich mich zu einer noch besseren Version meiner selbst entwickeln? Wie werde ich noch erfolgreicher? Wie kann ich meine Träume und Ziele noch besser erreichen? Wie gestalte ich meine Beziehungen noch erfolgreicher? Aber ist das wirklich so? Kann ich meine Persönlichkeit einfach nach der Anleitung einer spezifischen Literatur formen und alles aus mir herausholen, was ich nur möchte? Oder gibt es bestimmte Grunddeterminanten, die in mir sind und sich immer auf die eine oder andere Art in mir ausgeprägt bleiben?

Schaut man sich trotz aller Uneinigkeit verschiedene Definitionen von Persönlichkeit an, so stellt man folgende gemeinsame Nenner fest: Die Persönlichkeit ist eine Gesamtheit aller im Individuum sowohl ererbter als auch erworbener Eigenschaften, die relativ überdauernd sein charakteristisches Verhalten und Denken determinieren. (vgl. Simon 2007, S. 21). Die wesentlichen Grundzüge von Persönlichkeit sind also einerseits eine relative Stabilität über eine längere Zeitspanne und andererseits ein Zusammenspiel von sowohl ererbten als auch erworbenen Eigenschaften. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, können die Eigenschaften jedoch nie isoliert entwickelt werden, sondern dies geschieht immer in Beziehung und im Austausch mit dem gesellschaftlichen Umfeld (vgl. ebd., S. 22): „Die Persönlichkeit ist nicht präexistent, sondern entsteht im Austausch mit der Umwelt. Die Fähigkeiten zum Denken, Handeln und Fühlen entwickeln sich stets unter den Bedingungen der konkreten Gesellschaft mit den ihr eigenen Wesenszügen“ (Simon 2007, S. 22).

Doch auch wenn die Persönlichkeit immer von den Bedingungen der konkreten Gesellschaft abhängig ist, entwickelt sie sich stetig weiter, da der Prozess der individuellen Anpassung an die Umweltbedingungen beständig ist. Es ist sozusagen nicht möglich, sich nicht zu entwickeln (vgl. Simon 2007, S. 23). Wie die Persönlichkeit selbst ist auch ihre Entwicklung von individuellen Faktoren einerseits (genetische Faktoren, Selbstentwicklungs- und Lernbereitschaft) und von äußeren Umständen andererseits, wie zum Beispiel Kultur, soziale Schicht, Elternhaus, Arbeit und Wertschätzung, Medien,…. (vgl. ebd., S. 25 ff).

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Quellen: 

  • Gedankenwelt (2020): Das kollektive Unbewusste nach Carl Gustav Jung. https://gedankenwelt.de/das-kollektive-unbewusste-nach-carl-gustav-jung/, recherchiert am 04.01.2020
  • Neyer, Fran J./Asendorpf, Jens B. (2018): Psychologie der Persönlichkeit. 6. Auflage, Springer Verlag: Berlin
  • Simon, Walter (2007): Gabals großer Methodenkoffer Persönlichkeitsentwicklung. Gabal Verlag GmbH:

Auszug der Facharbeit von Josefa Friedel, einer Studierenden

 

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