„Man kann nicht nicht kommunizieren“

hat der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick einmal gesagt. Klingt logisch, aber man muss sich das trotzdem mal bewusst machen. Überall, wo wir auf andere Menschen treffen, findet Kommunikation statt – bewusst oder unbewusst, oft intuitiv. Würden wir ein Gespräch erleben, ohne Stimme, visuelle Reize, ohne Mimik und Gestik wäre es ähnlich wie Lesen. In Gesprächen verarbeiten wir weitaus mehr Informationen, besonders über Körpersprache und deren Wirkung.

Allein die Körpersprache wird unterschiedlich ausgedrückt und empfunden. So ist es in manchen Kulturen üblich sich körperlich nahe zu kommen, wogegen Andere dies als übergriffig oder grenzüberschreitend empfinden können.

Daraus ergeben sich sogenannte Kommunikationsregeln, die wir bereits bei der ersten Begegnung mit einem Menschen aufstellen. Trifft man sich beispielsweise das erste Mal mit seinem Gegenüber und kommt 20 Minuten zu spät, hat die Kontaktperson gewisse Handlungs-/Reaktionsfähigkeiten. Beschließt diese nichts zu sagen, ist bereits die erste Regel entstanden, dass dieses Verhalten geduldet wird und ohne Konsequenzen bleibt. Ein späteres Ansprechen, nach mehrmaligem Zuspätkommen, besagt, dass Kritik nicht angebracht ist, da nicht bereits beim ersten Mal ein Unmut darüber angesprochen wurde.

Hier sieht man, dass Konflikte entstehen, wo wir Erwartungen und Haltungen zu einer bestimmten Sache haben. Die Problematik darin besteht, dass wir uns oft nicht bewusst sind, wie diese inneren Glaubenssätze und Vorstellungen verankert sind, bis es zu einer Konfliktsituation kommt.

Als Kreativtrainerin möchte ich besonders darauf achten, dass es, wenn möglich, nicht zu solchen Konfliktsituationen kommt. Wichtiger ist mir noch keine paradoxe, irritierende Kommunikation an den Tag zu legen. Da diese für Teilnehmer eine Quelle für einschneidende Veränderungen im Denken, Handeln und Fühlen verursachen kann.

Ich möchte als Kreativitätstrainerin niemanden:

  1. a)  In seiner Art und Weise tadeln wie er seine Umwelt wahrnimmt, da dieser in Folge seinen Sinnen zu misstrauen anfängt.
  2. b)  In seiner Art zu fühlen „umerziehen“ bzw. das Gefühl geben, dass er/sie in dieser Weise nicht fühlen darf – es falsch ist, da das Vertrauen in die eigene Gefühlswelt verloren gehen kann.
  3. c)  Auffordern Handlungen und Verhaltensweisen vorzunehmen, die sich nicht richtig anfühlen, da dadurch Halt- und Orientierungslosigkeit entstehen kann.

Allein durch diese Sprachgewalt ist es möglich das Selbstbewusstsein und Wohlbefinden anderer zu beeinflussen. Hier sehe ich die Pflicht sorgsam im Umgang mit meiner Kommunikation umzugehen.

Weiters ist es wichtig keine voreiligen Rückschlüsse über Personen zu treffen. Durch Informationen über das Geschlecht, Herkunft, Tradition, Kultur und Alter, entstehen unwillkürlich Assoziationen und Bilder, die schneller als unser Bewusstsein sind. Dies kann zu negativen Rückschlüssen wie „die ist ja eh zu alt um das noch zu kapieren“ führen. Hier ist es notwendig, sich über die eigenen Assoziationen bewusst zu werden und an diesen zu arbeiten. Meiner Meinung nach hat jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit oder Realität, die als wertvoll angesehen und akzeptiert werden soll.

Um Missverständnisse und Konflikte zu minimieren ist eine klare Sprache wichtig und hilfreich. Diese wird immer besser in dem man eigene Kommunikationsprozesse laufend reflektiert und überprüft. Menschen mit denen ich arbeite spiegeln mein Verhalten und Wirken wider – ist mir dies nicht bewusst, sind Konflikte vorprogrammiert.

(Auszug aus einem mehrseitigen Text von S.H., einer Studierenden)

 

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