Lernen zu lernen, muss keiner lernen. Jeder Mensch kommt mit dem Bedürfnis zu lernen auf die Welt. Wir lernen von klein auf, immer und immer wieder. Besonders prägsam sind die Lernerfahrungen in der frühen Kindheit und Jugend, doch das Gehirn verändert sich ein Leben lang.

Obwohl das Gehirn nur 2% der Körpermasse ausmacht, gehen 20% aller Energie, die wir verbrauchen, dorthin. Wir sortieren sofort, was für uns relevant oder wichtig ist und was nicht. Dabei geschieht dies nicht durch langes Nachdenken, sondern viel mehr durch Fühlen. Kinder lernen dabei in den ersten Lebensjahren so viel, weil sie hier noch einfach gelassen werden und nicht in ein bestimmtes Schema von „Lernen“ passen müssen. Alles Unbekannte zieht sie an, sie wollen es begreifen, lernen sprechen, weil sie es wollen und lernen verstehen, weil sie es wollen (vgl. Precht 2013: 196).

Insbesondere in der Schule verlieren viele Kinder durch die Vorgabe „wie“ und „was“ gelernt werden soll, die Lust am Lernen. Kinder werden mit Wissensstoff überfrachtet, den sie für ihr Leben kaum brauchen und dadurch wieder vergessen. Nach dem Hirnforscher Gerald Hüther werden die Kinder von Subjekten zu Objekten gemacht. Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht fasst dies folgendermaßen zusammen:

„Statt ihnen dabei zu helfen, Neugier, Kreativität, Originalität, Orientierung und Teamgeist für eine immer komplexere Welt zu erwerben, dressieren wir sie zu langweiligen Anpassern.“

(Precht 2013, Buchrücken)

Dabei zeigen Erkenntnisse der modernen Entwicklungspsychologie, Lerntheorie und Hirnforschung schon lange, dass nur mit Freude und Neugierde Gelerntes für Kinder wichtig und bedeutsam ist. Den entscheidenden Einfluss auf das Lernen hat demnach die Motivation hierfür. Um eine Leistung zu bringen, ist es wichtig, diese auch bringen zu wollen. Sicher geht es dabei auch um Selbstkontrolle und Selbstregulation, um auch langfristig zu einem Lernerfolg zu gelangen. Zentral ist es nach Precht daher in der Schule oder beim Lernen generell eine Balance zwischen Lust und Leid in Bezug auf Lernen zu erzielen (vgl. Precht 2013: 209f). Entgegen dem aktuellen Schulsystem geht es vielmehr um die intrinsische Motivation etwas lernen zu wollen und nicht durch extrinsische Motivation durch Belohnung (Noten und Aufsteigen) oder Bestrafung (Noten, Zensuren) lernen zu müssen bzw. dazu gedrängt zu werden. 

(…)

Quelle:
Precht, Richard David (2013): Anna, die Schule und der liebe Gott. Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern. Wilhelm Goldmann Verlag, München.

(Auszug aus einem mehrseitigen Text von M.P., einer Studierenden)

 

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