„Mit Stift und Papier in der Psychotherapie“

Ein Artikel von Simone C. Nicklas

Die Autorin schreibt in ihrem Artikel, dass die meisten Menschen zwar noch nichts von Schreib- oder Poesietherapie gehört haben, aber dennoch schon so etwas in der Art praktiziert haben. Möglich sei das, wenn man in seinem Leben zum Beispiel schon einmal Tagebuch geschrieben hat, auch ein Reisetagebuch, oder ein Dankbarkeitstagebuch. Obwohl dies nicht professionelle Schreibtherapie ist, hat ein solches Schreiben einen klärenden Effekt. Besonders bei Lebenskrisen, aber auch bei alltäglichen Problemen hilft das Schreiben Gedanken zu ordnen, neue Perspektiven einzunehmen und Handlungsalternativen auszuprobieren. Auch positive Erinnerungen oder Erfahrungen können festgehalten werden und so wirksamer werden.

In der Schreibtherapie wird das Schreiben von einem Therapeut angeleitet. Die Autorin beschreibt, dass sie ähnlich funktioniert wie eine Kunst- oder Musiktherapie: Das Schreiben ist für Patienten aller Art eine Möglichkeit etwas kreativ auszudrücken, für das es sonst schwierig ist, Worte zu finden. Es ist ein Möglichkeit, sich eigenen unbewussten Inhalten anzunähern und so ein Problem, ein Konflikt, ein Trauma, etc. greifbar und für sich selbst verständlich und letztendlich integrierbar zu machen. Ein wichtiger Hinweis der Autorin: Für Patienten mit Psychosen eignet sich die Schreibtherapie nicht.

Die Schreibtherapie ermöglicht es dem Patienten eine Distanz zu dem Erlebnis, das er aufschreibt oder schriftlich beschreibt, zu bekommen und es gleichzeitig greifbar zu machen und zu strukturieren. Beim Schreiben besteht zudem eine Privatsphäre, die beim direkten Gespräch mit einem Therapeut nicht gegeben ist. Der Schreibende kann in aller Ruhe ohne Sorge vor Kritik oder Bloßstellung seine intimen Gedanken und Emotionen ausdrücken. Das Papier fungiere als eine Art Schutzraum, beschreibt die Autorin. Hier können Märchen und Geschichten umgeschrieben werden, ein neues Ende erfunden werden, neue Lebenssituationen „ausprobiert“ werden, Ängste ausgedrückt werden, etc. Generell kann jede Frage, die ein Psychotherapeut einem Patienten stellt eine Schreibaufgabe sein. Interessant sei hierbei, dass die schriftlichen Antworten oft anders ausfallen, als die mündlichen, bemerkt die Autorin.

Als Schreibtherapeut sollte man eine entsprechende Ausbildung oder Schulung gemacht haben, sodass man mit verschiedenen Textformen und ihrer unterschiedlichen Wirkung arbeiten kann. Wie in jeder Psychotherapie ist es wichtig nicht zu werten: jede Ausdrucksform und jedes Wort ist willkommen, auch wenn die Rechtschreibung nicht stimmt.

Vorgegebene Satzanfänge, die vervollständigt werden sollen, können dem Klient das Schreiben erleichtern. Ein paar solcher Sätze können in einer Therapiesitzung ein Einstiegs- oder Abschiedsritual sein. Eine schöne Idee ist auch, dem Klienten in jeder Sitzung ein Notizbuch zu geben, in dem er mit wenigen Sätzen das Wichtigste aus der Therapiesitzung festhält. Am Ende des Therapieprozesses erhält der Klient dann sein Notizbuch und hat dann etwas, das ihn in der nächsten Zeit statt der Therapie begleiten kann. Längere Texte schreiben zu lassen, kann bei Patienten indiziert sein, bei denen der Therapieprozess zu stagnieren scheint. Diese Texte können außerhalb der Therapieeinheiten geschrieben werden und zum Beispiel Briefe an die Eltern oder an das jüngere Ich sein.

Insgesamt kann die Schreibtherapie ein wertvolles und bereicherndes Werkszeug in jeder Form der Psychotherapie sein.

Quelle:

Nicklas, S. C. (2018). Mit Stift und Papier in der Psychotherapie. In psylife Online Magazin. Berlin: Deutscher Psychologen Verlag.

(Auszug aus einem mehrseitigen Text von A.D., einer Studierenden)

 

Tags: