gelungene Paarbeziehung

John Gottman, Psychologe und behavioral-systemischer Paartherapeut, führt seit Jahrzenten Forschungen über Ehe und Scheidung in einem Ehelabor an der University of Washington in Seattle durch. Dieses Ehelabor ist ein künstliches Appartement, in das Paare eingeladen werden zu wohnen und sich so natürlich wie möglich zu verhalten, obwohl sie durch einen Einwegspiegel von einem wissenschaftlichen Team beobachtet werden.

Gottman sieben Komponenten, die eine Scheidung verhindern und die Ehe am Leben erhalten. “Was eine Ehe funktionieren läßt, ist erstaunlich einfach.” (Gottman 2010, S. 11) Glücklich verheiratete Paare sind laut Gottman nicht klüger, reicher oder psychologisch gesehen raffinierter. Allerdings haben sie in ihrem Alltag eine Dynamik installiert, die verhindert, dass negative Gedanken und Gefühle die positiven überdecken. Er verwendet dafür den Begriff der „Emotionalen Intelligenz“ von Daniel Goleman (1996) und sagt, dass glücklich verheiratete Paare eine von emotionaler Intelligenz getragene Ehe führen. (vgl. Gottman 2010, S. 11ff)

Gottman nennt als Ergebnis seiner Forschung, die 7 Aspekte, die glückliche Ehen ausmachen.

1. Partner-Landkarte auf den neuesten Stand bringen
2. Zuneigung und Bewunderung für einander
3. Zuwendung
4. Partnerbeeinflussung
5. Lösbare Probleme lösen
6. Überwinden von Pattsituationen
7. Einen gemeinsamen Sinn schaffen

Laut John Gottman ist es sehr wichtig, die „Landkarte“ seines/r Partners/In zu kennen, um vor allem auch schwierige Zeiten zu überstehen. Als Partner-Landkarte bezeichnet er die Stelle im Gehirn, wo alle wesentlichen Informationen über den/die PartnerIn gespeichert werden. Gottman behauptet, dass Paare mit einer guten Partner-Landkarte viel kognitiven Raum für den/die PartnerIn schaffen, sie können sich an wichtige Ereignisse erinnern und erneuern diese gespeicherten Informationen immer wieder. „Wissen ist Macht“ Wissen über den/die ParnterIn fördert die Fähigkeit schwere Krisen oder Konflikte zu durchstehen. (vgl. Gottman 2010, S. 66f)

Pattsituationen überwinden

Gottman spricht von Situationen in Paarbeziehungen, die man nicht überwinden kann. Man findet keine befriedigende Lösung dafür, jedoch kann man lernen, damit zu leben.
Er führt Beispiele an wie:
Sie will Kinder, er nicht.
Er möchte in die Kirche, sie ist Atheistin
Er ist ein Stubenhocker, sie geht am liebsten jeden Tag aus.
Er hätte gern öfter Sex, sie weniger oft.
Laut Gottman ist es möglich, respektvoll über diese unüberwindbaren Konflikte zu reden, damit die Bedürfnisse beider geachtet werden und keine/r den/die andere/n verletzt.

Gottman erachtet es als wichtig, dass Träume, Sehnsüchte und Wünsche, die unsere Identität ausmachen und unserem Leben Sinn und Ziel geben, vom Partner oder der Partnerin respektiert werden, da sie ein wichtiger Teil von uns sind. Meist sind es Träume die ihre Wurzeln in der Kindheit haben. Unter Umständen werden bestimmte Aktivitäten vermieden, um schmerzhafte Kindheitserinnerungen nicht mehr wieder zu erleben, angenehme Momente aus der Kindheit werden erneut in der jetzigen Familie zelebriert. Oft ist es oberflächliches Verhalten, hinter dem ein tiefes, kindliches Bedürfnis steckt. So kann zum Beispiel einem sparsamen, vielleicht auch geizigen Menschen, das Bedürfnis nach Sicherheit zu Grunde liegen. (vgl. Gottman 2010, S. 257ff)
Um über derartige Pattsituationen zu reden, schlägt Gottman ein Gespräch vor, das dem „Zwiegespräch“ von Michael Lukas Moeller gleicht. Jede/r bekommt fünfzehn Minuten als SprecherIn und fünfzehn Minuten, in denen er/sie nur zuhört. Der/die RednerIn soll nur über seine/ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse reden. Das Paar soll eine Gesprächssituation gestalten, in der ausschließlich Ich-Botschaften und keineswegs Kritik am/an der anderen ausgedrückt werden darf. Der/Die ZuhörerIn sollte nur zuhören, ohne zu beurteilen oder Lösungsansätze zu suchen. (vgl. Gottman 2010, S. 274f)

„In glücklichen Ehen bauen die Paare die Ziele von beiden Partnern in das Konzept ihrer Beziehung ein.“ (Gottman 2010, S. 260)

Ein weiteres wesentliches Gespräch nennt Gottman das
“Streß abbauende Gespräch”: Gottman stellte fest, dass sich am Ende des Tages zusammen zufinden und darüber zusprechen wie der Tag des anderen war unglaublich effektiv ist Streß abzubauen, der nicht durch die Ehe erzeugt wurde. Paare die einander helfen, mit Streß umzugehen, bleiben stark, während Ehen in denen die Paare von Streß überwältigt werden und Streß in die Beziehung überschwappt, schlechter werden. (vgl. ebd. S. 110ff)

Quellen: 

Literatur
Gottman, John M. 2010: Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe, 9. Auflage, Berlin, Ullstein Buchverlag GmbH

Moeller, Michael L. 1990: Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch. Bonn, Rowohlt

Stein, Murray. 2019: C.G. Jungs Landkarte der Seele. 10. Auflage, Ostfildern, Patmos Verlag

Internet

Kirchhoff, Jochen: Polarität 1.11.2020

https://www.youtube.com/watch?v=SdOLFEpczMo

https://gedankenwelt.de/die-12-archetypen-nach-carl-gustav-jung/

Archetypen einfach erklärt – Wirkkräfte des kollektiven Unterbewusstseins – C. G. Jung + Beispiele Stand. 31.01.2021 https://youtu.be/tCHrs0KGdWo

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