Im systemischen Ansatz richtet sich der Fokus auf das ganze System, in welcher jede*r Einzelne von uns Teil ist und die zu uns gehören, wie Familie, Arbeitsteam, Freundeskreis, … und in welchem wir interagieren.

Es werden Beziehungen, Muster, Zusammenhänge und Dynamiken erforscht. Dabei erkennen wir, dass sich die Handlungen, Wünsche, Gedanken und Ziele von Mitglieder in einem System wechselseitig beeinflussen und die Kommunikationsmuster zwischen den einzelnen Teammitglieder die Verbindungsstücke zwischen den Einzelnen und dem Ganzen eines Systems darstellen. Daher wird in der systemischen Therapie der Blick auf das gerichtet, was sich zwischen den einzelnen Systemmitgliedern abspielt, wie sie miteinander Kommunizieren und wie sie gemeinsam ihre Wirklichkeit erzeugen (vgl. S. 36). Durch zirkuläre Fragen wird dabei versucht, Sichtweisen und Handlungsspielräume zu erweitern. Unter zirkulären Fragen, werden hier Fragen verstanden, die uns dazu einladen, den Blickwinkle zu ändern auf die Situation in welcher wir uns befinden. Dazu gehören lösungsorientierte Fragen, Fragen zu hypothetischen Möglichkeiten, Fragen zu Verhaltensalternativen, nach Vergleichen, nach problematischen Verhaltensmustern, deren Ausnahmen (S. 62).

Jedes System hat auch seine eigenen Regeln und Grenzen und es ist wichtig diese zu erkennen und zu sehen. Wenn diese klar sind, kann es genügend Freiraum geben und auf Veränderungen kann flexibel und angemessen reagiert werden. Wenn die Grenzen aber zu starr oder durchlässig sind, wird das System krank. „Ein Symptom im ist im systemischen Verständnis ein Versuch, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten“ (S. 38). Es wird davon ausgegangen, dass hinter jedem Symptom ein übergangenes Bedürfnis liegt, welches gesehen werden möchte. „Symptome sind daher nichts anderes als Lösungsversuche“ (S. 44). Aus dem systemischen Blick können wir uns mit den Bedürfnissen auseinandersetzen, die hinter einem Symptom liegen und dabei den Blick auf systemische Zusammenhänge/das Große Ganze miteinbeziehen. „Welche Kräfte in einem System wirken und wie sensibel das Zusammenspiel ist, fällt uns erst auf, wenn das Gleichgewicht nicht mehr stimmt“ (S. 49). Körper, Geist und Psyche sind auch Teile eines Systems und beeinflussen sich gegenseitig. Was in unserem Denken und Vorstellungen da ist, hat auch Auswirkungen auf unseren Körper. Es wird sich dabei nicht auf die einseitige Behandlung von Symptomen konzentriert, sondern den ganzen Menschen und sein soziales Umfeld miteinzubeziehen. Das Ich entwickelt sich aus dem Du und kein Mensch existiert für sich allein. Daher steht v.a. die Sozial- und Kommunikationsfähigkeit eines Menschen, aber auch die Beziehung zum eigenen Körper, zur eigenen Gedankentätigkeit, zur Sexualität, zur Ernährung, … im Fokus. Alles ist Teil des Ganzen, das in der Therapie lösungsorientiert zur Sprache kommen darf.

Ein Modell, dass zur systemischen Therapie passt, ist das eines Mobiles, an welchem die verschiedenen Mitglieder eines Systems „aufgehängt“ sind. Bewegt sich ein Element, hat das Auswirkung auf alle anderen Personen. Das System muss sich neu einrichten, was oft überraschende Folgen hat. Jede Veränderung in einem System wirkt sich auf das Ganze aus. Jeder darf sein Verhalten neu organisieren.

(…)

Quelle: Gamber, Paul (2., Überarbeitete Auflage 2018): Systemische Therapie für Dummies. Weinheim: WILEY-VCH Verlag & GmbH & Co. KGaA.

Auszug der Facharbeit von Josefa Friedel, einer Studierenden

 

Tags: